Buddy Guy hatte 2012 ein ereignisreiches Jahr verleben dürfen. Er hat für den Präsidenten gespielt, seine Autobiographie veröffentlicht (siehe auf Bluesnews.ch) und in Chicago wurde er in den Kennedy Center aufgenommen. Als Krönung hat er sein Publikum jetzt noch mit einer Live-Aufnahme verwöhnt: Live at Legends wurde in seinem eigenen Club in Chicago aufgenommen und wenn das Programm auch wenig Neues bietet, so zeigt der Meister doch, dass er noch immer der verrückteste "Motherfucker" auf einer Bluesbühne ist. Er schafft diese irre Spannung und kreiert wechselnde Stimmungen auf der Bühne, wie nur er es kann. Bemerkenswert ist auch die Aufnahmetechnik, die etwas an eine Bootleg erinnert und eine tolle Klubatmosphäre vermittelt. >"mehr lesen" clicken<
Buddy Guyhat für sein neuestes Live-Album eine Reihe von wohl erprobten Gassenhauern ausgewählt und von Skin Deep die Titel Best Damn Fool sowie den Titelsong dazu genommen und dann lässt er einfach los: Seine Soli auf Voodoo Chile und Damn Right I’ve Got the Blues zelebrieren die Poesie des Krachs. Einzig bei ihm ist es dieser wohlklingende Krach, der bei anderen Bands irgendwann anstrengend wird, bei Buddy Guy aber Sinn ergibt.
Die elf Titel sind zunächst ein Set auf der Bühne mit acht Titeln und dann drei Titel aus dem Studio ausgewählt. Alle Aufnahmen stammen aus dem Jahr 2010. Die Live-Aufnahmen klingen etwas nach Schachtel, aber das macht sie in meinen Ohren charmant. Die elf Titel zeigen Buddy Guy und seine Band bei dem, was sie am Besten können: Fetzigen, funkigen Blues mit over-the-top Gitarrensoli, bei der die Energie direkt und brutal spürbar ist. Wie jeden Abend legt er auch hier sein Herz auf die Bühne und spielt mit viel Spaß die Titel runter.
Die Band ist enorm funky, insbesondere Bassist Orlando Wright peitscht die Songs vorwärts, Marty Sammon ist der subtile Mann an den Tasten, der aber auf Best Damn Fool zeigen darf, was er kann.
Die Songs sind nichts Neues, sie entsprechen seinem Bühnenprogramm seit Jahren, einschließlich dem Covern von Titeln mit eigener Interpretation: Boom Boom/Strange Brew zeigt seine bewundernswerte Fähigkeit, sich andere Songs zu eigenen zu machen. Was er hier mit dem Cream-Klassiker Strange Brew anstellt, ist einfach nur toll. Klingt er zu Beginn noch wie Eric Clapton, so wird der Song von Takt zu Takt mehr zu seinem eigenen Titel. Im gleichen Stil geht’s mit Voodoo Chile/Sunshine of Your Love weiter, leider ist die Aufnahme mit 3:35 etwas kurz. Und dann ist da noch Mannish Boy, schlicht DER Signature-Track seines Lehrmeisters und väterlichem Freund Muddy Waters. Zunächst ist es schön, dass jemand diesen Titel mal wieder spielt, aber Buddy Guy überrollt den Song etwas, macht ihn mit seiner übersprühenden Energie platt. Sein Mannish Boy ist nicht so sexy wie jener Muddy Waters. Wenn man etwas kritisieren darf: hier wäre etwas mehr Zurückhaltung dienlicher gewesen, aber das ist eben nicht Buddy Guy's Ding. Glücklicherweise.
Buddy Guy – Live at Legends (2012)
Buddy Guy (vog, g)
Rick Hall (g)
Marty Sammon (keyb, back voc)
Orlando Wright (b)
Tim Austin (dr)
Tom Hambridge (back voc, tambourine)
Der Originalartikel ist erschienen auf bluesnews.ch, geschrieben von Marc Winter, Redaktion Musik
Kommentar schreiben