Wenn der Name “Robert Cray” in der Bluesgemeinde fällt, dann leuchten die Augen. Legendär ist etwa sein zeitloser (Soul)Blues von “Next Door” auf seiner Scheibe “Strong Persuader” und seine sympathische Art. Eine über 40-jährige Karriere ist eine Ausnahmeerscheinung im Musikbusiness und die Robert Cray Band ist genau das. Jimmy Vaughan fasst die Einzigartigkeit Robert Crays und seiner Band auf der DVD treffend zusammen: „Er hat immer einen Fuß in der Vergangenheit und einen in der Zukunft.“
„Du musst Deine Ohren offen halten und Deinen Horizont stets erweitern“, ist ein Ausspruch von Robert Cray, den der Künstler selbst beherzigt hat. Denn die beiden wichtigsten Komponenten in Robert Crays Musik sind offene Ohren und ein wacher Geist. Der Sänger, Gitarrist und Songwriter hat einen Sound geschaffen, der tief in der amerikanischen Tradition verwurzelt ist und dennoch stets frisch und vertraut wirkt. Gemeinsam mit seiner Band hat er in über 40 Jahren 20 Studioalben aufgenommen, von denen 15 in den Billboard Top 200 charteten. Er spielte in Bars, Clubs, Stadien und auf Festivals auf der ganzen Welt, wurde fünf Mal mit einem Grammy ausgezeichnet und besitzt einen ganzen Koffer voller W. C. Handy Blues Awards. 2011 wurde er in die Blues Hall Of Fame aufgenommen.
Am 28. August feiert die Mascot Label Group nun den lebendigen, rockigen Blues, die soulgefüllten Balladen und den
zeitlosen R’n’B mit der Veröffentlichung von „4 Nights Of 40 Years Live“. Konzertmitschnitte aus den 80er Jahren sowie von vier kürzlich gespielten Shows zeigen die Entwicklung der Robert Cray
Band auf. Diese wird nicht nur von Cray und seinen Musikern selbst kommentiert. Interviews mit Eric Clapton, Keith Richards, Bonnie Raitt, Jimmie Vaughan und Buddy Guy verleihen dem Film
Tiefgang.
Album Trailer „4 Nights Of 40 Years Live“:
http://www.muzu.tv/robert-cray-band/4-nights-of-40-years-live-album-trailer-music-video/2456674/
Aufgewachsen im Nordwesten der USA hörte Robert Cray in seiner Jugend den Gospel der Five Blind Boys aus Mississippi, den Soul Bobby Blands, den Rock Jimi Hendrix‘ und den Popsound der Beatles. Im Laufe seiner Karriere ließ er diese Inspirationen immer wieder in sein Spiel einfließen, dennoch war er in seinen Teenagertagen von Southern Soul und Blues gefesselt. „Zu Beginn unserer Karriere waren wir fasziniert von O. V. Wright, Buddy Guy, Otis Rush, Albert King und ganz besonders von Albert Collins.“, erinnert sich der 62-jährige. Der texanische Bluesgitarrist spielte auf seiner Jahrgangs-Abschlussfeier und beeinflusste ihn dadurch nachhaltig.
Die Robert Cray Band wurde in Eugene, Oregon gegründet, wo die damals noch mittellosen Musiker mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen hatten. „Richard, unser Bassist, und ich besaßen kein Auto, also trampten wir gemeinsam nach Salem, wo unser Schlagzeuger Tom Murphy zur Schule ging, um zu proben.“, führt Cray weiter aus.
Mit ihrem 1980 erschienenen Debüt „Who’s Been Talkin‘“ eilte ihnen ihr Ruf nicht nur im gesamten Nordwesten, sondern auch bis nach Kalifornien voraus. Bald spielten sie mitreißende Shows in vollen Bars und Clubs. Fans erkannten zwar zweitweise die Gitarrenriffs von Albert Collins und Howlin‘ Wolf, dennoch war der Sound der Robert Cray Band eigenständig und innovativ. So zogen sie nicht nur das typische Blues- und Soulpublikum in ihren Bann, mit ihren dampfigen und rauen Shows erreichten sie auch jene Zuhörer, die sonst eher im Rock, Funk und Jazz beheimatet waren.
Unter den Bewunderern der Robert Cray Band befanden sich bald auch andere Musiker. So ließ John Lee Hooker sie kurz darauf eines seiner Konzerte eröffnen. „Wir spielten in Montana zum ersten Mal mit ihm.“, erzählt Robert Cray. „Wir eröffneten das Konzert, hatten uns aber vorher noch nie persönlich getroffen. Plötzlich kam er zu uns auf die Bühne und spielte ein Solo. Wir haben uns gemeinsam die Seele aus dem Leib gespielt. Seitdem sind wir Freunde.“
Die nächsten beiden Alben „Bad Influence“ und „False Accusations“ kletterten in die Charts und bescherten dem Quartett auch zahlreiche Gigs im Ausland. „Wir waren wie Straßenratten.“, lacht Cray. „Wir pausierten zwei Wochen lang, um das nächste Album aufzunehmen und gingen dann sofort wieder auf Tour. Niemand von uns besaß ein Haus, hatte Familie oder war auf irgendeine Weise gebunden.“
Während einer dieser Pausen ging Cray mit Collins und einem weiteren großen texanischen Gitarristen und Sänger ins Studio: mit Johnny Clyde Copeland nahmen sie „Showdown!“ auf, eine CD, die heute in keiner 80er Jahre Electric-Blues-Sammlung fehlen darf.
Dieser Blues- und Soulsound zog nun auch erstmals die Aufmerksamkeit der großen Rockmusiker auf sich. Niemand geringerer als Eric Clapton gibt auf „4 Nights Of 40 Years Live“ zu: „Der Bluesfan in mir war endlich gerettet.“
Mit ihrem Erfolg brachte die Robert Cray Band auch die Musik ihrer Mentoren wie John Lee Hooker, Etta James und Albert Collins einem größeren und jüngeren Publikum näher. Doch niemand hatte erwartet, wie vielfältig ihr Publikum werden würde, als erstmals die Programmplaner der großen Radiostationen ihren Sound hörten. Das 1986 erschienene „Strong Persuader“ lief auf Heavy Rotation der größten Rocksender des Landes. Dem ersten Hit „Smoking Gun“ folgten „I Guess I Showed Her“ und “Right Next Door (Because Of Me)”. Die darauf folgenden Alben “Don’t Be Afraid Of The Dark” und “Midnight Stroll” lockten immer mehr Radiohörer in die Plattenläden und ließen die Verkaufszahlen sprunghaft ansteigen.
Während der 90er Jahre erhielt die Robert Cray Band bei ihren Konzerten Unterstützung von Künstlern wie Eric Clapton, den Rolling Stones, John Lee Hooker, B.B. King und Bonnie Raitt. Letztere konstatiert Cray auf der DVD, dass dieser nicht nur ein Bandleader sei, sondern auch ein Original. „Er ist leidenschaftlich, knallhart und beschert Dir eines der besten Konzerte, das Du je gesehen hast.“
Inmitten diverser Auszeichnungen, steigenden Verkaufszahlen und einem vollgepackten Tourplan nahm die Robert Cray Band in den 90ern sechs weitere CDs auf. 1993 produzierte Cray „Shame + A Sin“ selbst, auf dem er seinen Blueswurzeln Tribut zollt. Es folgten zwei weitere selbstproduzierte Aufnahmen, „Some Rainy Morning“ und „Sweet Potato Pie“. Bei letzterer wurde er von den berühmten „Memphis Horns“ unterstützt, dieses ist zugleich das bislang soul-lastigste Album der Band. Das darauf folgende Werk „Take Your Shoes Off”“ taucht sogar noch tiefer in den Memphis Sound der 60er Jahre ein. „Das war definitiv ein Soul-Album. Jim (Pugh, Keyboarder von 1989-2014) und ich schrieben bereits sehr soul-lastige Songs, doch Steve (Jordan, Produzent) setzte dem Ganzen die Krone auf“, führt er weiter aus.
Sowohl auf „Take Your Shoes Off” als auch auf „4 Nights Of 40 Years Live“ wird Robert Crays natürliche Ungezwungenheit bei seinen Soulballaden deutlich. Er erzählt die Geschichte über eine gescheiterte Liebe intensiv, aber dennoch sanft. Mit seiner Falsettstimme führt er durch die Leere und Dunkelheit in den unvermeidlichen Schmerz. Es ist ein Song, der Cray ganz alleine gehört, denn kein anderer Sänger hat sich bislang an dieses Stück gewagt. Mit „Take Your Shoes Off” gewann er 2000 einen Grammy.
In den 2000ern nahm er mit seiner Band sieben weitere CDs auf, davon drei Livealben. „Twenty“ und „This Time“ heimsten eine Grammynominierung ein. Mit den letzten beiden Alben „Nothing But Love“ und „In My Soul“ schafften sie es zurück in die Billboard Charts.
„4 Nights Of 40 Years Live“ ist der Beleg der Langlebigkeit, Lebenskraft und Spielfreude der Robert Cray Band. Der Konzertmitschnitt aus den 80er Jahren ist nicht nur überschwänglich, sondern zeigt auch das Charisma von „Young Bob“ (eine Hommage an Muddy Waters, der sich selbst „Young Muddy“ nannte) als Gitarrist, Sänger und Bandleader. Auf den neueren Konzerten sind erfahrene und gereifte Musiker zu sehen, die eine lebendige und anschauliche Vergangenheit in die Gegenwart transportieren. Crays Stratocaster singen, weinen und werden bei seinen Solos zum puren Funk. Seine Stimme ist im Laufe der Zeit vielseitiger und weiser geworden, bleibt jedoch immer gewohnt süß.
CD 1
1. I Shiver
2. I'll Always Remember You
3. Poor Johnny
4. Won't Be Coming Home
5. On The Road Down
6. Sittin' On Top of the World
7. Wrap It Up
8. Love Gone To Waste
9. Bad Influence
10. These Things
11. Right Next Door (Because Of Me)
12. The Forecast (Calls For Pain)
13. Time Makes Two
Disc 2 (bonus disc):
1. I Guess I Showed Her *
2. Right Next Door (Because of Me) *
3. Smoking Gun *
4. Still Around *
5. Too Many Cooks ^
6. T-Bone Shuffle ^
* Live at Dutch TV Show “Countdown” 1987
^ Live at SFO Blues Festival San Francisco 1982