Thorbjørn Risager
bluesfeeling.com sprach im Oktober mit dem sympathischen dänischen Bluesgitarristen – und vor allem – Sänger Thorbjørn Risager kurz vor einem Auftritt im Koblenzer Café Hahn.
Thorbjørn, was bedeutet Bluesmusik eigentlich für Dich?
Nun, natürlich liebe ich Bluesmusik. Zum ersten Mal habe ich Blues gehört ich als ich noch ein Kind war. Ich war oft bei einem Nachbarn, der Blues mochte – und diese Art der Musik hat mich irgendwie angezogen. Er liegt mir im Blut und ist wirklich mein Leben – obwohl ich auch afrikanische Musik, Soul, Gospel und Funk mag. Mein Leben ist Bluesmusik – ich spiele und schreibe ihn und höre ihn auch.
Wann war Dein erster Kontakt zum Blues-Genre?
Bei meinem Nachbarn haben wir viel Muddy Waters, Fats Domino und Elvis Presley gehört, das hat mich einfach angesprochen. Mit meinem kleinen Kassetten-Recorder habe ich die Musik dann bei meinem Nachbarn aufgenommen und in meinem Zimmer zuhause dann angehört. Ich war zu der Zeit besonders ein Fan von Fats Domino. Natürlich wusste ich damals noch nicht, dass dies „Blues“ war – es war bloß Musik, die ich mochte. Im Alter von 15 besuchte ich eine Art Musikschule. Dort kam dann irgendwann jemand auf mich zu und sagte „Hey, hör Dir mal diese Musik an!“ ... die war von Stevie Ray Vaughan und hat mich total umgehauen. Ab diesem Zeitpunkt erkannte ich: „Das ist Bluesmusik“ und begann Gitarrespielen zu lernen.
Was war Deine erste Gitarre? Und wer sind Deine „Blues-Helden“?
Oh, das war eine normale klassische Gitarre mit Nylonsaiten. Meine Helden sind definitiv B. B. King und Ray Charles. Natürlich ist Ray Charles kein „Blueser“, aber ich mag total seinen Gesang. Mit Blick auf den Blues im engeren Sinne ist B. B. King mein großes Vorbild – ebenso aufgrund seines Gesanges! Mein musikalischer Schwerpunkt liegt eher beim Singen als beim Gitarrespielen. Oftmals ist es umgekehrt: Zumindest europäische Blues-Künstler, die beides praktizieren, sind mehr Gitarristen als Sänger – bei mir ist das anders. Es ist gerade bei B. B. King der Gesang, der – für mich – im Bluesbereich der beste ist. Das erstaunliche bei B. B ist – im Unterschied zu vielen anderen die im höheren Alter zwar noch ihr Instrument spielen können, aber deren Stimme schwach wird – , dass seine Stimme immer noch ganz schön stark für sein Alter ist.
Du hast eine große Bandbreite verschiedener Stile in Deinem Blues – manchmal auch funky, soulig oder jazzig – und eine einzigartige Stimme. Wie würdest Du Deine Musik beschreiben?
Sie ist tatsächlich sehr breit gespannt – manche denken zu breit – und irgendwie gebe ich diesen auch Recht. Wir haben in der Band darüber gesprochen, dass das nächste Album in einem klareren Stil sein soll. Nun, es sind halt Songs, die so aus mir herauskommen – in all’ diesen unterschiedlichen Stilen. Das kommt daher, weil ich wirklich Soul, Jazz und Funk mag. Habe ich einmal einen Blues geschrieben, ist der nächste Song vielleicht eher funky – ich variiere halt gerne! Ich höre auch gerne unterschiedliche Musik, nicht nur Shuffle Blues... Aber wenn ich unseren Musikstil beschreiben muss, dann steht dennoch immer der Blues im Mittelpunkt, zu dem wir etwas Jazz, Soul oder Rock hinzufügen. Aber wir haben dennoch stets unseren ganz spezifischen Sound. Das kommt sicher auch daher, dass die Band nahezu unverändert 10 Jahre zusammen ist. Wir spielen wirklich zusammen und haben einen eigenen Sound entwickelt. Meiner Meinung nach ist es daher O.K., dass wir musikalisch so breit aufgestellt sind. Gleichwohl soll das nächste Album „blusier“ ausfallen. Mehr im Stile von unseren Songs „Rock’n Roll Ride“ und „Let’s Go Down“. Also weniger Jazz- und Soul-Elemente, mehr Blues und mehr akustische Instrumente wie z.B. Slide-Guitar.
Mein Favorit auf eurer letzten CD ist „Back Home“. Was ist Dein Lieblings-Song auf „Dust & Scratches“?
Mein Top-Song ist „End Of Time“ – mal wieder ein sehr jazziges Stück – wo ich doch gerade darüber gesprochen habe, davon etwas wegzukommen... << lacht >> ... aber ich bin ein wenig stolz auf den Song an sich. Und gleich auf dem zweiten Platz kommt „Back Home“... dankeschön!
Auf der CD davor ist es bei mir „Bells Of Joy“...
...Oh, viele Leute sehen das so. Es ist ein politischer Song, der die Situation in Dänemark aufgreift, als wir eine rechtslastige Regierung hatten. Das Riff in der Mitte des Liedes ist der Klang der Glocken im Rathaus von Kopenhagen. Und ich weiß nicht, ob Du weißt, wer’s geschrieben hat... das war unser Drummer! Wir haben den Song noch nie live gespielt, aber wir sollten das wohl mal versuchen.
Du hast angesprochen, dass euer neues CD-Projekt – die Nummer 7 – „in der Pipeline“ ist...
... Ja, momentan arbeite ich an den ersten Songs, aber es wird bis 2014 dauern, bis wir unser neues Album präsentieren. Es macht großen Spaß mit der Band zusammen zu sein. Wir sind wirklich ein Team und entscheiden alles gemeinsam. In musikalischer Hinsicht bin ich schon mal der „Leader“ – aber ansonsten wird alles andere gemeinsam beschlossen.
Wie funktioniert denn „Songwriting“ bei Dir?
Nun, Songideen kommen mir oftmals beim Radfahren – dann muss ich zügig nach Hause, um die Idee schnell aufzunehmen. Ansonsten könnte ich mich an Vieles nicht mehr erinnern. Oft spinne ich einfach nur rum, probiere Dinge einfach nur aus und „riffe“ mit der Gitarre. Ich möchte zukünftig noch viel mehr Riff-orientiertes Songwriting betreiben. Wenn ich eine coole Chord-Folge gefunden habe, singe ich dazu mit Lyrics, die erstmal nicht viel zu bedeuten haben. Ist dann die Melodie rund, beginne ich den Text ernsthaft zu schreiben. Aber oft ist es schwer etwas zu finden, das zur Melodie genauso gut passt wie das, was ich zunächst ohne viel Sinn gesungen habe... Lyrics zu schreiben ist für mich harte Arbeit, weil ich nun mal kein Dichter bin. << lacht >>
Danke für das Gespräch Thorbjørn – Dir und Deinen Jungs weiterhin vieeel Erfolg!!!